Archiv für den Monat: November 2020

KUNST UND ZEITGEIST

(Kohle und Kreide auf ROMA Bütten, Text Rilke)
Seit Monaten verunsichern und ängstigen die aktuellen Meldungen
nur noch, täglich erwartet man etwas Klarheit in all dem zu finden,
doch nichts scheint planbar oder verlässlich zu sein. Man richtet sich
also mit alldem irgendwie ein und versucht sich mit dem „vorerst“
Unabänderlichen zu arrangieren.

Deshalb gleich zu Beginn ein Zitat von Goethe, der in ziemlich unruhigen
Zeiten konstatierte: „Die ästhetischen Freuden halten uns aufrecht,
indem fast alle Welt dem politischen Leiden unterliegt.“

Wenn aber Museen, Cafés, Theater und so vieles geschlossen ist,
müssten wir uns eigentlich selbst um diese „ästhetischen Freuden“ kümmern…
Manchmal fühle ich mich allerdings geradezu gelähmt von der Schwemme deprimierender Nachrichten und je mehr ich mich nach diesen Freuden sehne,
desto weniger kreativ kann ich agieren.
Ich habe gelernt in diesen Zeiten, nicht gleich zu viel von mir zu erwarten,
sondern in kleinen Schritten zu arbeiten. Eine „nur“ kleine Skizze,
etwas „nur“ grundieren, meinen Café in Betrachtung meiner
Lieblingstasse zu genießen, so was eben.

Dennoch bedrücken mich die vielen Fragen wie, was macht „homeoffice“
mit den Menschen, was bedeutet es für unser soziales Miteinander, wenn
wir ständig eine Maske tragen, wenn unsere Kinder und Jugendlichen sich
kaum treffen dürfen? Von den Sorgen um diese Krankheit mal ganz zu schweigen…

Meine Gedanken drehen sich dabei im Kreis und in den Medien finde ich
gar keine Antworten darauf, also ABSCHALTEN und die Fragen umkehren!
Aus „was macht Homeoffice mit den Menschen“? wird, was mache ICH aus Homeoffice? Aus „was macht die Maske mit mir?“ wird, wie gehe ICH mit
diesem ungeliebten Ding um? Ich kann mir nicht alles schönreden und finde
auch nicht auf alles eine Antwort, aber ich erobere mir meinen eigenen
DENKRAUM zurück!


(Becher und Läufer aus Obsidian, Federhalter aus gedrechseltem Ebenholz)

Goethe versucht sich mit Kunst und Naturbetrachtung „ein Bollwerk gegen
den aufgeregten Zeitgeist zu bauen,“ und rät einem Kollegen: „Wir haben
mehr als jemals jene Mäßigung und Ruhe des Geistes nötig, die wir den
Musen allein verdanken können.“

Ihr Lieben! Kommt gut durch diese merkwürdige Zeit!

PS. Diese so scheinbar aktuellen Zitate habe ich dem klugen Buch von
Rüdiger Safranski „Romantik“ entnommen.