Ich habe diesen Titel gewählt, weil Fermate für Innehalten steht, auch für die Gestaltung des Innehaltens. Denn diese Zwangspause – wie auch immer man dazu steht – zeigt doch, wie zart und empfindlich der scheinbar sichere Boden ist, auf dem wir täglich planen… und wie leicht unser aller Gleichgewicht gestört ist. Bei dem einen ist der Stress doppelt so hoch wie sonst, andere fühlen sich regelrecht ausgebremst oder sind einfach zum verunsicherten Abwarten verurteilt. Dennoch, und das muss wohl ausdrücklich vorangestellt werden, leben wir in einem Land, dessen klare Strukturen sich gerade jetzt von ihrer besten Seite zeigen.
Aber hier ist kein politisches Forum, dies ist nur die aktuelle Kulisse, vor der ich mich neu orientieren muss. An die meisten Kursteilnehmer habe ich schon eine Mail zur Info geschickt (falls ich jemanden vergessen habe, bitte melden.)
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Hier erst mal ein Auszug aus Wikipedia zur Begriffserklärung:
„Die Fermate (italienisch fermare ‚anhalten‘) ist in der Musik ein Ruhezeichen in Form einer nach unten offenen Parabel mit Punkt in der Mitte über einer Note oder Pause, das auch als Aushaltezeichen verwendet wird, Innehalten in der Bewegung anzeigt oder dem Solisten signalisiert, diese Stelle nach seinem individuellen Bedürfnis zu verzieren. Frühere Benennungen des Zeichens waren „Point d’Orgue“ und Corona oder Coronata.[1]“
… Ich habe nicht schlecht gestaunt bei der Wahl meines Titels, wie eng er mit dem Wort Corona verbunden ist….
Hier steht tatsächlich, dass diese Pause dem Solisten ermöglicht, sie „nach seinem Bedürfnis“ individuell zu verzieren… unfassbar!
Also haben wir (wie viele andere auch) in diesem Sinne begonnen:
Und nach den Renovierungsarbeiten und dem Bepflanzen des „Gartens“ während des Kontaktverbots ist der Laden nun wieder geöffnet!
Wir haben einen schönen Bereich draußen im Hof zur Nutzung dazu bekommen und genießen das Arbeiten in unserer „Outdoor-Werkstatt“ sehr. Deshalb hängt jetzt also (neben der Info zu den Vorsichtsmaßnahmen) öfter ein Schild an der Ladentür mit der Einladung, „hintenrum“ zu kommen. Plötzlich bekommt das Dörfchen wieder etwas ländlich Zwangloses (dazu seit Wochen blauer Himmel), fast könnte man die Situation romantisch verklären… getreu dem Motto:
Narren hasten, Kluge warten, Weise gehen in den Garten von Tagore
Diese handwerklichen Aktivitäten waren noch leicht, aber langsam wird klar, dass die Einschränkungen noch lange dauern werden und nun verschieben sich unsere Gewohnheiten (Einkaufen mit Maske ist wahrlich kein gelungenes „Shoppingerlebnis“…)
Deshalb die Aufforderung, diese Fermate „zu verzieren nach dem individuellen Bedürfnis“. Nutzen wir die Pause für Kalligraphie, Kunst und Kreativität! Obwohl es gerade so schwierig scheint, möchte ich Euch alle dazu ermutigen! Denn das Tun mit den Händen ist IMMER auch Nahrung für die Seele.
Casein, Pigmente auf Holz nach einem Motiv von William Morris