Was passiert, wenn zwei Kreative sich zusammentun und einen
ganzen Tag „OHNE ALLES“ planen?
Ohne Telefon, ohne Emails, ohne Konzept, ohne Termine…
kurz, ohne alles, was Druck machen könnte oder ablenkend vom
freien Tätigsein und Gedankenfluss ist. Dafür MIT viiiel Zeit…
Zeit für Milchcafé und Gespräch, Zeit zum Schweigen und
Meditieren, Zeit zum Nachdenken und „Insichhineinhorchen“,
Zeit zum Ausprobieren, Spielen und Experimentieren.
Die Idee stammt, wie meistens, aus einer flapsigen Bemerkung,
„wie schön es doch wäre, wenn…“
Denn gerade die, die Kreativität zu ihrem Beruf gemacht haben,
beklagen den Zeitmangel und die Ablenkung durch andere (sicher
auch wichtige) Dinge. Der schöpferische Strom scheint immer
irgendwie in Gefahr zu sein.
Also gesagt, getan: Termin vereinbart und sich Ungestörtheit erbeten.
Mit Spannung und Vorfreude haben wir diesen Tag erwartet und uns
dabei stets versichert, dass wir keine erdrückenden Erwartungen haben.
Wir haben mit Tee und Meditation begonnen und uns danach notiert,
was uns wichtig erschien. Wir haben konzentriert sortiert, gegrübelt,
skizziert und ausprobiert ….
Eine tätige Stille kam über uns oder eher in uns. Sie hat uns durch den
Tag getragen, uns zentriert. Es sind Arbeiten und Arbeitsansätze auf
großen und kleinen Formaten entstanden. Wir haben Fragen gefunden,
die für unser weiteres Schaffen wichtig sind.
Es ist sooo interessant, wie unterschiedlich die Arbeitsweisen sind,
dass ich kurz davon berichten muss…
Die „Gedankensammlerin“ Brigitte ist auch eine gute Zuhörerin und
richtet dann ihre Aufmerksamkeit wie einen Scheinwerfer, oder besser
gesagt, wie mit einer Lupe auf die kleinen, flüchtigen „Gedankenwesen“
und legt sie behutsam in ihr „Gedankenarchiv“. Dazu benutzt sie eine
Vielzahl von Stiften und Farben, die sie sorgfältig und griffbereit vor
sich aufgereiht hat, und trägt alles erst mal fein säuberlich in ihre
verschiedenen (natürlich farblich sortierten) Notizbücher ein.
So ist eine erstaunliche Arbeit auf einer großen Tapetenrolle mit viel
Freiraum für jeden einzelnen Gedanken entstanden. Alles hat genug
Platz, um sich entfalten zu können. Wie schillernde Schmetterlinge
habe ich die Farben und Linien bestaunt.
Meine eigene Arbeit war ein Büchlein in japanischer Heftbindung
mit zweierlei Papieren. Stundenlang habe ich gemessen, zugeschnitten
gelocht und geheftet, auch noch mit silbernen Fäden, die sich ständig
aufdröselten. Es hat viel mehr Zeit in Anspruch genommen als ich
erwartet habe…
Als ich endlich fertig war, hatte die blaue Stunde schon begonnen. Ich
habe diese Zeit genutzt, um nur mit Bleistift einfach meinen Gedanken
zu folgen. Dazu ein paar spontane Übungen, die ich immer schon mal
ausprobieren wollte. Ein paar Schwünge, etwas Gold (ohne geht es bei
mir einfach nicht) … dabei heraus kam etwas Leichtes, Träumerisches,
Fragmenthaftes. Vor allem aber viele Ideen, die ich zu gegebener Zeit
vertiefen möchte.
Es gibt kein Resümee, aber vielleicht spricht es für sich, dass wir
gleich einen weiteren Termin vereinbart haben…
Vielen Dank, liebe Brigitte, für die Fotos und diesen intensiven Tag !
Wer sich ein Bild von Brigittes Arbeiten machen möchte, kann diesem Link folgen.