Es gibt eine unüberSICHTliche Fülle an Wörtern, die sehr
unterschiedliche Facetten des „Sehens“ beschreiben.
Und mit Sehen ist nicht nur das gemeint, was das Auge zu sehen
imstande ist – vom einfachen Umschauen zB in einer Landschaft bis
hin zum geistlichen Sehen in biblischen Geschichten. Manchmal
liegt im Sehen sogar eine AbSICHTsbekundung.
Begriffe rund um das Sehen meinen ein Erkennen, ein Wahrnehmen.
Oft sind alle Sinne gemeint. Mit „ich sehe“ kann sogar eine über-
sinnliche Ahnung gemeint sein…
es gibt EINsichten und AUSsichten und eine ÜBERsicht.
Paul Klee sagt:
„Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar.“
Matthias Claudius ahnt in seinem berühmten Abendlied ebenso,
dass auch nicht Sichtbares dennoch da ist.
„Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen,
Und ist doch rund und schön!
So sind wohl manche Sachen,
Die wir getrost belachen,
Weil unsre Augen sie nicht sehen.“
Es gibt das symbolträchtige Auge des Horus, welches, obwohl
im Kampf zerstört, hinterher wieder geheilt zum Symbol für Licht,
Ganzheit und Heilung wurde.
Und es gibt natürlich den berühmten Satz des Fuchses aus
„Der kleine Prinz“, der sagt, dass das Wesentliche nur mit dem
Herzen und nicht mit den Augen gesehen werden kann.
Das Sehen und Wahrnehmen künstlerischer Arbeiten nimmt immer
mehr als nur das Auge in Anspruch, ob es bei der Kreation selbst
ist oder später, wenn sich der Betrachter damit auseinandersetzt.
Es gibt etwas, das auch jenseits des Auges „gelesen“ wird.
Diese Berührung mit dem Herzen oder der Seele findet lediglich
durch die Augen statt, aber es braucht den ganzen Menschen, um
zu „erkennen“.