„Schönheit ist der Glanz des Wahren“, sagt Augustinus.
„Schönheit liegt im Auge des Betrachters“, sagt man auch…
Und wenn man der Frage im Internet nachgeht, findet man
eine schier unendliche Fülle an Meinungen und Definitionen.
Das hat mir fast den Mut genommen, mir überhaupt ein
paar eigene Gedanken dazu zu machen… ich sage lieber gleich,
dass ich mehr zum Selbergrübeln anregen möchte, als dass ich
Antworten zu bieten hätte….
Letztlich bleibt es eine individuelle Angelegenheit und doch:
Was ist Schönheit? In der Natur ist es einfach, bei Wolken,
Seerosenblüten, Schmetterlingen gibt es eine große
Übereinstimmung, dass diese Dinge schön sind
( allein über die Wuppertaler Regenwolken lässt sich streiten…)
Doch wenn man versucht, sie darzustellen wird es schwierig, oft
bleibt nur ein schaler Geschmack von Kitsch zurück, aber warum?
Selbst wenn eine Fotografie das perfekte Abbild einer Blüte zeigt,
ist die Vollkommenheit der Blüte längst verschwunden, andererseits
gibt es verfremdete, schlichte, abstrakte Darstellungen von Blüten
und Samen und sie haben eine ganz eigene innewohnende Poesie,
ein Geheimnis, sie sind einfach schön. Der japanische Fotograf
Yamamoto Masao macht kleine s/w Fotografien von einer eigenen
Welt in so zurückhaltender Zartheit, die er aber erst noch eine Weile
in seiner Hosentasche herumträgt, bis sie ihre ganze fragile
Schönheit entfalten.
Beim Abbild besteht die Gefahr, dass ein Bild zwar „erkannt“,
aber nicht mehr erlebt / erfühlt wird. Es fehlt die Vielfalt der Sinnes-
eindrücke des Originals. Es ist sogar bei Gegenständen so, ein
„echtes“ Material ist ein Vielfaches mehr als eine Kopie. Der Lüster
eines edlen Leinentuchs lässt sich kaum kopieren… Doch entsteht
das Gefühl der Schönheit auch in einem selbst und ist eine
Möglichkeit, WIE man etwas betrachtet… „Alles, was man
mit Liebe betrachtet, ist schön“, sagte Christian Morgenstern.
Bei gestalterischer Arbeit trifft man ständig auf die Frage:
Ist das eigentlich schön? Es kann auch heißen, ist meine Lösung
für die gestellte Aufgabe tragfähig und angemessen, entspricht
das Ergebnis meinen Vorstellungen oder hat mich im Prozess eine
neue Lösung überrascht? Oder mündeten meine Versuche in
einer Sackgasse?
Es gibt Gestaltungsregeln, den Goldenen Schnitt zum Beispiel,
aber wenn alle ihn befolgen, ist es dann am Ende nicht langweilig?
Braucht eine Arbeit nicht auch Brüche, einen Spannungsbogen, Überraschungsmomente, um…was zu sein? Echt und wahrhaftig,
ernst und schön, umfänglich und geheimnisvoll.
Es bedarf zusätzlicher Empfindungsebenen als nur das, was
oberflächlich zu sehen ist. Vielleicht ist es eben genau das,
was man NICHT sieht, was diese Aura des Besonderen verleiht…
Ob man sie bewusst herbeiführen kann oder ob man einen
Musenkuss oder eine Sternstunde abzuwarten hat, bleibt wohl
das Geheimnis jeden guten Kunstwerks…..