Neue Räume betreten Vol. II

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“Der Raum ist ein Zweifel,
ich muss ihn unaufhörlich abstecken,
ihn bezeichnen; er gehört mir niemals,
er wird mir nie gegeben, ich muss ihn erobern.”

Georges Perec

Im März 2015 habe ich meinen allerersten Blogbeitrag geschrieben
mit dem Titel „NEUE RÄUME BETRETEN“.
Dabei hatte ich das so wörtlich gar nicht im Sinn…

Nun betrete ich jeden Tag die neuen Räume des Scriptoriums und
sehe und höre jedesmal etwas neues, unbekanntes. Die Geräusche
und Gerüche des alten Gebäudes, das Gurgeln in den Rohren, wenn
die Heizung anläuft.
Der Lichteinfall je nach Wetter und Tageszeit, die Lichtbrechungen der
vielen, kleinen Fensterscheiben, die frisch geweißten Wände, wo mal
Bilder einer Ausstellung hängen sollen. Ich ziehe noch leere Schubladen
auf, und was ich NICHT sehe, ist dringend benötigtes Werkzeug! …
Erst beim Arbeiten merke ich, wieviel man eigentlich täglich zur
Hand nimmt… Ich fahre also wieder los, besorge, schichte um,
schaffe erste Strukturen.
Die Cafémaschine läuft wenigstens, wie wunderbar!
Innehalten, umschauen, grübeln … und Café trinken!
Wie schön ist es, ganz am Anfang von etwas zu sein!
Natürlich fällt mir auch Hermann Hesses Stufengedicht ein
mit den magischen und vielzitierten Zeilen:

„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns
beschützt und der uns hilft, zu leben.“

Dieses Gedicht (und nicht nur diese Zeilen) kommt in vielen
Lebensphasen immer wieder, und immer wieder neu und immer
wieder anders… Deshalb hier nochmal in voller Länge:

Stufen
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend

Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,

Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend

Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.

Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe

Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,

Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern

In andre, neue Bindungen zu geben.

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,

Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,

An keinem wie an einer Heimat hängen,

Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,

Er will uns Stuf´ um Stufe heben, weiten.

Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise

Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen;

Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,

Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde

Uns neuen Räumen jung entgegen senden,

Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden,

Wohlan denn Herz, nimm Abschied und gesunde!

An dieser Stelle möchte ich mich auch ganz herzlich bedanken
für all die zahlreichen Glückwünsche, die besondere Wertschätzung,
die bereichernden Gespräche, die wunderschönen Blumen und Geschenke
zum Eröffnungstag! Ich bin sehr berührt! DANKE!

Ich wünsche Ihnen allen einen sonnigen und fröhlichen Frühlingsbeginn!