Archiv für den Monat: September 2016

Die innere Sicht

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Der Sommer ist MEINE ZEIT! Ich liebe es, mich draußen auszubreiten
um zu arbeiten. Ich packe alle Farben und Werkzeuge auf ein altes
Tischchen im Garten, stöbere in meinen Notizbüchern, arbeite mich
durch Stapel ungelesener Bücher, grundiere meine Schrifttafeln,
schleife sie solange wieder ab, bis ich das Gefühl habe, dass sie die
richtige „Tiefe“ haben und vorbereitet sind für die eigentliche Arbeit
an dichterischen Träumereien mit Farben, Gold und Schriften.
Ich verliere mich ganz in diesen Tagen und tauche ein in Gedankenwelten,
die mir sonst eher verschlossen bleiben…
Die Uhren scheinen in diesen Wochen anders zu laufen, Zeiträume ganz
OHNE Zeitgefühl öffnen sich und ich kann „Ichselbstsein“, ohne dass ich
beschreiben könnte, was ich bin. Ich arbeite mit Worten, bin selbst
aber wortlos und nicht beschreibbar. Eine paradoxe Zeit…. wundervoll!
Herr Rilke, der selbst für alles noch so Feine stets die passenden Worte
findet, beschreibt es so:

…“So faßt uns das, was wir nicht fassen konnten
voller Erscheinung aus der Ferne an
und wandelt uns, auch wenn wir’s nicht erreichen,
in jenes, das wir, kaum es ahnend, sind.“ …..

Ein weiterer Text, -diesmal von Tolkien- mit dem ich immer
wieder Zwiesprache halten konnte, ohne ihn ganz zu ergründen.
Aber das ist vielleicht auch nicht nötig, denn das Hin-und
Herwiegen dieser Gedanken ist oft schon der eigentliche Sinn…

„Es wartet vielleicht um die Ecke ein Tor,
ein Durchschlupf in der Hecke.
So oft ging ich daran vorbei,
doch kommt der Tag
da geh ich frei den Weg,
der ins Geheimnis führt.
Wo West die Sonne,
Ost den Mond berührt.“

DIESER Sommer verlief allerdings völlig anders als gedacht…
von Ruhe und spielerischer Konzentration im Garten keine Spur!
Stattdessen hatte ich einige ungeplante Termine und viele
wunderbare Gäste! Und damit eine Fülle inspirierender Gespräche,
spannende Einblicke in fremde Arbeitsweisen und vielfachen
Austausch von Informationen und Ideen rund um die Kalligraphie…

Jetzt, wo sich der Sommer dem Ende zu neigt, stelle ich fest, dass ich
doch viel gelernt und gearbeitet habe, nur eben anders als geplant…
Offene Fragen haben durch fremde Blickwinkel überraschend zur
Klärung gefunden, dafür sind neue Fragen hinzugekommen und manches,
was mir selbstverständlich erschien, sehe ich nun in einem ganz neuen Licht.

Auch der Bildhauer Jaume Plensa inspiriert mich immer wieder mit
seinen Installationen zu Mensch, Wort, Kommunikation und Schrift.
Ich freue mich, dass er jetzt in einer Ausstellung zu sehen ist!
Deshalb hier der Link und die Infos dazu:

Das Max Ernst Museum zeigt vom 4.9.2016 bis 15.1.2017 in der Ausstellung „Jaume Plensa – Die innere Sicht“ Skulpturen und Zeichnungen des katalanischen Bildhauers. Seine spektakulären und zugleich meditativen Arbeiten im öffentlichen Raum befinden sich an ausgesuchten Plätzen auf der ganzen Welt.

Auf geheimnisvolle Art und Weise füllt Jaume Plensa seine plastischen und zeichnerischen Formen gleichsam mit Ideen und Gedanken und regt den Betrachter zum Nachdenken darüber an, wer wir sind, wohin wir gehen, was wir träumen…

Mehr Infos zur Ausstellung: http://bit.ly/2bBfuth