Archiv für den Monat: Januar 2016

Bücher, Briefe & Buchstaben


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(oder: Die Liebe zum Handgeschriebenen)

Bücher und Briefe,
Bücher für Notizen und Skizzen,
Tagebücher und Kalligraphie …
Was haben sie alle gemeinsam?

Vielleicht die Liebe zum Wort, die Liebe zu Gedanken und
Erinnerungen, die bewahrt werden wollen?
Diese geheimnisvollen Zeichen der 26 Buchstaben, die so
stumm und doch so beredt in unserem Inneren auf ein Echo stoßen, können auf vielerlei Weise faszinieren…

Alle treten auf ihre Weise mit uns in einen stillen Dialog
und das in einem Tempo, das selbst wir bestimmen, wo
wir abschweifen können und trotzdem in einer Art
meditativer Konzentration bleiben.

In einem Buch sind wir gedanklich vielleicht vertieft in
ein Gespräch auf Augenhöhe mit einem berühmten Dichter,
folgen im Gedicht einer schönen Sprachmelodie oder dem
Verlauf der inneren Bilder, die beim Lesen einfach wie
von selbst entstehen.

Beim Schreiben von Briefen heben wir manchmal unerwartet
Gedankenschätze, die nichtsahnend schon in uns lagen und
die nur darauf gewartet haben, wachgeküsst zu werden.
Einfach nur, weil man mit Muße und Konzentration
(und in innerer Zweisamkeit mit dem geneigten Briefempfänger)
einem Gedankenpfad geduldig gefolgt ist.
Briefe von und für Freunde erzeugen oft eine Intimität
und Nähe, die im „richtigen“ Leben kaum möglich ist.

Bücher, gefüllt mit handgeschriebenen Notizen, kleinen
Skizzen und Ideen, Lieblingsgedichten, Tagebucheintragungen
zu wichtigen, persönlichen Erlebnissen, dazwischen Shoppingtipps von Freundinnen und schnell notierte Nichtigkeiten beziehen ihren ganz eigenen Reiz durch das Bruchstückhafte, Unvollkommene, des über Monate angesammelten Lebens.
In der Regel wechselt auch der Duktus der eigenen Schrift je nach Tagesform und des zur Verfügung stehenden Schreibwerkzeugs. Einen Blick zu erhaschen auf ein solches Stück „gelebten Lebens“ berührt auf unbeschreibliche, irgendwie heimelige Weise.
Eigene Notizen nach Jahren in die Hand zu nehmen ebenso, man erkennt sich wieder und auch wieder nicht…
Manchmal wundert man sich, dass man „damals schon“ die Wurzel zu einer guten Idee aufgeschrieben hat, die erst viel später ihre Blüten zeigte. Man liest erstaunt, wie lange manche Themen einen begleiten und auch, wie einstmals scheinbar sooo wichtiges inzwischen schon längst vergessen ist…

In jedem Fall ist Schreiben ein Bewusstmachen des eigenen Daseins, eine Reflexion, ein Lebenszeichen, der Versuch, etwas Inneres sichtbar zu machen.

Es muss nicht immer Kalligraphie sein,
aber es könnte eine daraus werden….